Junge, hochbegabte Künstlerinnen und Künstler brauchen eine Plattform, um ihre Werke dem Publikum präsentieren zu können. Was nützt die größte Kreativität, die originellste Idee, wenn keine Möglichkeit besteht, seine Kunstwerke der Öffentlichkeit vorstellen zu können.
Das Kulturreferat des Landes Burgenland ist seit Jahren bemüht, regionale Künstlerinnen und Künstler zu fördern und die sehenswerten Werke der interessierten Öffentlichkeit näher zu bringen.
Auch 2011 wurde ein Förderpreis, diesmal unter dem Motto „Portraitkunst in Malerei, Zeichnung und Fotografie“ ausgeschrieben. 44 Künstlerinnen und Künstler nutzten diese Möglichkeit und reichten insgesamt 119 Exponate ein.
Das hohe künstlerische Niveau und die große Kreativität der eingereichten Kunstwerke, die originelle, unkonventionelle und vielschichtige Auseinandersetzung der Künstlerinnen und Künstler mit dem Thema, stellte die unabhängige Expertenjury vor eine mehr als schwierige Aufgabe. Letztendlich konnte der Kittseer Künstler Mathias Pöschl diesen Wettbewerb für sich entscheiden. Seine Porträtzeichnungen, die in mühevoller Kleinarbeit entstanden, lassen beim Betrachter den Eindruck einer Fotografie entstehen. Bis zu drei Monate zeichnet der Künstler an einem Porträt.
[nggallery id=94]Der Förderpreis wurde von Herrn Landesrat Helmut Bieler, im Zuge der Eröffnung der Ausstellung, im Rahmen einer kleinen, aber feinen Feier, an den Künstler übergeben. Bei allen Festrednerinnen und Festrednern war der starke Wille erkennbar, junge Künstlerinnen und Künstler auch in Zukunft zu fördern und zu unterstützen.
Das preisgekröntes Werk von Mathias Pöschl und ein Teil der eingereichten Arbeiten werden im Rahmen der Ausstellung FAcES in der Landesgalerie Burgenland in der Zeit vom 25. Jänner bis 26. Februar 2012 der Öffentlichkeit, in zeitgemäßer und origineller Form, präsentiert – und dies bei freiem Eintritt.
Somit zeigt sich wieder, welches Potential an Kreativität in der jungen Kunstszene schlummert und wie notwendig es ist, diese Kreativität zu fördern, um eine Weiterentwicklung der verschiedenen Kunstformen zu gewährleisten. Die Landesgalerie Burgenland fördert dieses Schaffen und hilft den Künstlerinnen und Künstlern, ihre Werke einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Wir stellen in Kurzform die jeweiligen Künstlerinnen und Künstler – die Lebensläufe wurden uns von der Kultur-Service Burgenland GmbH zur Verfügung gestellt – und ihre ausgestellten Werke vor:
[nggallery id=99]Mathias Pöschl
Mathias Pöschl, geboren 1981, stammt aus Kittsee. Nach kurzem Studium der Philosophie sattelt er 2003 um und schließt bei Gunter Damisch 2008 sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste ab.
Seit 2004 ist Mathias Pöschl im In- und Ausland mit Ausstellungen – Gruppen wie Einzelausstellungen – präsent. Seine Werke waren u.a. in Udine (Exordium), London, Malmö (Galerie Ping Pong), Graz, St. Pölten und Wien zu sehen.
Mathias Pöschl erhält 2010 das Start-Stipendium des BMUKK und ist Träger des Koschatzky Kunstpreises 2011 (Anerkennungspreis). Im Jahr 2011 gewinnt Mathias Pöschl für die Arbeiten „o.t. (omar) und o.t. (amor)“ den Förderpreis für Bildende Kunst des Landes Burgenland.
Eva Brunner-Szabo
Die 1961 in Oberwart geborene Kommunikationswissenschaftlerin ist seit 1991 Mitarbeiterin der Medienwerkstatt Wien. Seit 2000 führt Eva Brunner-Szabo künstlerische Projekte unter dem Label memoryPROJECTS durch. Von 1996 bis 2004 ist sie als Lektorin an der Universität Wien tätig.
Für Brunner-Szabo ist die Fotografie eine Art Katalysator, der ihr die Möglichkeit gibt, ihre Gefühle in Bilder zu fassen. Dabei geht es ihr aber auch um die Darstellung von mehreren Sichtweisen. Ein Foto steht für sie nie alleine, es hat immer ein Davor und Danach. Fotografie ist für Eva Brunner-Szabo weit mehr als bloß Abbildung eines Motivs, sondern vielmehr Methode, Gemütsfelder zu öffnen oder Erkenntnisse, die sie durch die Fotografie gemacht hat, weiterzugeben.
Bernhard Dorner
Der 1967 in Wien geborene Bernhard Dorner schließt seine schulische Ausbildung in Baden ab. Von 1994 bis 1998 studiert er Malerei und Grafik an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien bei Adolf Frohner und erhält 1998 das Diplom für Malerei und Grafik. 2000 übersiedelt er nach Wiesfleck.
Schon zu Beginn seiner malerischen Arbeit steht in Dorners Werken ganz wesentlich die Auseinandersetzung mit dem Portrait. Nach Versuchen mit physiologischen und psychologischen Selbstportraits reizt Dorner das direkte Portraitieren von Mitstudenten. Nach diesen klassischen Portraitversuchen interessiert er sich zunehmend für das Wechselspiel zwischen Portraitierten und Raum, was schließlich weg vom Portrait und hin zum aktuellen Zyklus „Allegorien der Malerei“ führt.
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Lilly Hagg
Lilly Hagg wächst in Oberösterreich auf. Sie besucht die Höhere Bundeslehranstalt für Mode und Bekleidungstechnik in Wien und arbeitet als Computergrafikerin und Kostümbildnerin. Von 1994 bis 1998 besucht sie die Berliner Kunsthochschule Weißensee. Seit 2002 lebt und arbeitet sie in Oberschützen. 2006 gewinnt Lilly Hagg den Förderpreis für Bildende Künstlerinnen des Landes Burgenland. Ihre bevorzugte Techniken sind Eitempera mit Ölkreiden und Buntstiften, Bleistift sowie Patchworktechniken.
Lilly Hagg zu ihrer Arbeit: „So wie wir als Träumende unangenehme Tagesreste zu Geschichten verweben, um von ihnen nicht aufgeweckt zu werden und weiterschlafen zu können, so verarbeite ich Gefühle, die mich tagsüber überkommen, um von ihnen in meinen Tagesgeschäften nicht gestört zu werden: ich deponiere sie in Bildern, um mich von ihnen zu befreien. Während ich das tue und immer mit einer Figur mit kurzen braunen Haaren beginne, die mich repräsentiert, denke ich an die unsicheren Räume auf den Gemälden der italienischen Frührenaissance, ich denke an Max Ernsts Collagentechnik, an Neo Rauchs traumartige Räume, Kokoschkas expressionistischen Farbauftrag, ich denke an deutsche Hausmärchen, an David Lynch und an die vergilbten Photos meiner Kindheit.“
Tobias Hermeling
Im Werk von Tobias Hermeling Werken verdichtet sich die mannigfaltige Bildsprache des 21. Jahrhunderts. Das Referenzsystem aus dem der 35-Jährige schöpft, setzt sich aus so unterschiedlichen Medien wie Werbung, Nachrichten, Populärkultur und der eigenen Biographie zusammen. Die Musik spielt in der Malerei von Hermeling ebenfalls eine große Rolle. Er mixt malerische Stile und Traditionen zu einer komplexen Komposition, die man sich ähnlich einem Musikstück erst erarbeiten muss. Videoarbeiten zu Stücken von Mozart oder der „Johannespassion“ von Johann Sebastian Bach sind ebenfalls Teil von Hermelings Werk, in welchem der Künstler seine Version von visueller Neuinterpretation verwirklicht hat.
Judith Horvatits
Die 1959 in Wr. Neustadt geborene Judith Horvatits besucht von 1999 bis 2004 die Akademie der Bildenden Künste (Meisterklasse Muntean/Rosenblum) in Wien mit der Absicht, sich besonders den Problemen des Rollenbezugs zwischen Männern und Frauen und den gesellschaftlichen Machtverhältnissen auseinanderzusetzen. Sie lebt und arbeitet in Wien und im Burgenland.
Judith Horvatits vergleicht ihre Arbeiten mit „Stills“. Der Begriff kommt aus der Filmsprache und bezeichnet Standbilder, die entstehen, wenn aus der kontinuierlichen Bildfolge einer Filmsequenz ein Einzelbild isoliert wird. Der Zufall spielt also letztendlich dabei eine wichtige Rolle. Ihre Malerei ist die Projektion ihres Standpunktes. Ihre Bildmotive stammen aus der digitalisierten Welt des Internets und ihrer eigenen Schnappschüsse.
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Doris Karner
Die 1982 geborene und in Oberschützen lebende Doris Karner besucht nach der Matura die Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt Wien, wo sie im Kolleg für Grafik-Design in der Meisterklasse für Kommunikationsdesign eine fundierte Grundausbildung genießt. Es folgt ein Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien, an der Accademia di belle arti di Venezia und an der Universität Wien. Der Abschluss folgt 2008.
Seit 2003 stellt Doris Karner regelmäßig aus. Neben zahlreichen Sonderausstellungen in ihrer Heimatgemeinde Oberschützen waren Bilder der Künstlerin in Wien, Oberwart und Bozen zu sehen.
Das Portrait – meist das Selbstportrait – ist einer ihrer bevorzugten Ausdrucksformen. Doris Karner ist Grafikerin und Fotografin und setzt abstrakte Formen, Gesichter aber auch architektonische Formen in den Mittelpunkt ihrer Arbeiten.
Klaus Ludwig Kerstinger
Der 1976 geborene Klaus Ludwig Kerstinger verbringt seine Jugend in Großwarasdorf. Von 1994 bis 1999 besucht er die Kunstakademie Wien, wo er die Ausbildung bei Friedensreich Hundertwasser und Hubert Schmalix genießt. Er lebt und arbeitet heute in Wien.
Werke von Klaus Kerstinger waren jüngst in Wien (MQ – Quartier 21, Galerie Art Position), Graz, Salzburg, Innsbruck aber auch in der KUGA Großwarasdorf, der Galerie Schinner – Mattersburg und der Burgenländischen Landesgalerie zu sehen. Im Rahmen von Gruppenausstellungen waren seine Bilder u.a. bei Ausstellungsprojekten der Kulturpartnern des Burgenland in Bayreuth und Südtirol (Galerie Prisma und Südtiroler Kulturinstitut) und in Galerien in Kroatien ausgestellt.
Werke von Klaus Ludwig Kerstinger befinden sich u.a. in der Sammlung des Landes Burgenland, der Artothek des Bundes, der Privatsammlung Infeld, des Sammlung MOYA – Museum of Young Art, Wien. 1999 wird er mit dem Theodor Kery Preis ausgezeichnet, 2003 gewinnt Kerstinger den Preis des Landes Burgenland im Rahmen des Österreichischen Grafikwettbewerbes.
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Manfred Leirer
Der 1965 geborene Manfred Leirer verbringt seine Jugend in Unterrabnitz. Er schließt 1990 sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste, Wien – Meisterklasse Wolfgang Hollegha – ab und erlangt das Diplom für Malerei und Lehramt Bildnerische Erziehung. Leirer, der auch ein Studium der Pädagogik, Psychologie und Philosophie absolviert, ist seit 1990 am BRG Oberpullendorf tätig. Er ist Kurator der Kunstgalerie in der KUGA Großwarasdorf und lebt in Neckenmarkt. Leirer ist einer der vielseitigsten burgenländischen Künstler: bevorzugte Techniken sind Acryl, Enkaustik, Öl, Aquarell und Druckgrafiken. Manfred Leirer hat schon zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten, unter anderem 2009 den Förderpreis für Bildende Kunst des Landes Burgenland (2. Platz). Kunstwerke von ihm befinden sich auch in der Kunstsammlung des Landes Burgenland. Seit 1985 entfaltet er eine rege Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland. 2011 setzt Leirer in der Ausstellung „s Burgenland is schei ́n“ (KUGA 2011) seinem Heimatland im Jubiläumsjahr ein künstlerisches Denkmal.
Ilse Lichtenberger
Die 1954 in Markt St. Martin geborene Ilse Lichtenberger absolviert das Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien (Institut für Textiles Gestalten bei Josef Schulz & Institut f. Werkerziehung bei Edelbert Köb). Von 1980 bis 2000 ist sie als Pädagogin am BG und BRG Neusiedl/See, seither am BG und BRG Mattersburg tätig. An der Akademie der Bildenden Künste in Wien besucht sie 2000 die
Meisterklasse für Grafik und Malerei bei Gunter Damisch. Ilse Lichtenberger setzt sich intensiv mit Monotypie, Radierung und dem Holzschnitt auseinander.
Bei Ilse Lichtenbergers Arbeitsweise wird das Zufällige zum Geplanten, scheinbar Hingekritzeltes, hingeworfenes Netzwerk gewinnt an Präzision und Kontur. Lichtenberger ist in der Kunst Schwerarbeiterin, sie verlangt sich und ihren Bildern das Letzte ab. Sie ringt bis ins Tiefste ihrer Seele mit den widerspenstigen Formen und kämpft um jeden Punkt, jedes Strichlein und ist unnachgiebig, wenn es um die einzige Wahrheit geht: Das Emporgebrachte auf Papier, auf Leinwand zu bringen, in die polierte Kupferplatte zu ritzen, oder dem Holzblock einzukerben.
Elke Mischling
Die 1959 geborene Elke Mischling lebt und arbeitet in Neufeld am See. Von 1974 bis 1979 besucht sie die Höhere Graphische Bundes- Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, wo sie das Fach Graphik und Design belegt. 1981 beginnt ihre Tätigkeit als Kunstpädagogin am Gymnasium Eisenstadt. Als Gasthörerin an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien besucht sie die Kurse von Prof. Weibel. Von 1986 bis 1994 arbeitet Elke Mischling als selbständige Werbegraphikerin. 1979 beginnt ihre Ausstellungstätigkeit, die nach einer mehrjährigen Pause 2005 fortgesetzt wird. 2007 beteiligt sich Elke Mischling mit mehreren Akten an dem Ausstellungsprojekt „Frauen – Macht – Erotik“ des X-Art Frauenkunstfestivals. Es folgen Ausstellungsprojekte im Burgenland, ein Designprojekt im Hotel „Der Reisinger“ (2009) und die Beteiligung am EU-Art-Network (2011).
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Wilhelm Roseneder
Wilhelm Roseneder ist 1962 in Bruck an der Leitha geboren und verbringt seine Kindheit und Jugend in Eisenstadt. Er studiert von 1983 bis 1988 Publizistik und Ethnologie. Von 1982 bis 1984 absolviert er eine Ausbildung bei Adolf Frohner an der Hochschule für Angewandte Kunst (Aktmalerei). Ab 1983 ist er als freischaffender Künstler tätig. Zahlreiche Studienreisen führen ihn in die USA, nach Kanada und in den vorderen Orient. Roseneder lässt sich in der Vielschichtigkeit seiner Arbeitsweisen nur schwer fassen. In der Malerei und Grafik ist er genauso daheim wie in Fotografie und Objektkunst.
Kunstwerke von Wilhelm Roseneder befinden sich in der Graphischen Sammlung Albertina, der Artothek des Bundes sowie der Sammlungen der Länder Niederösterreich, Wien und des Burgenlandes.
Die überaus rege Ausstellungstätigkeit führt ihn u.a. über Rom, Siena, Tanzania, London, Madrid, Ljubljana, … 2004 auch in die Burgenländische Landesgalerie mit der Ausstellung „Grafics“. 2011 erhält Roseneder das Paliano-Aufenthaltsstipendium des Landes Burgenland.
Birgit Sauer
In Wien geboren und im Burgenland aufgewachsen studiert Birgit Sauer von 1990 bis 1994 an der Universität für Angewandte Kunst. Sie besucht die Meisterklasse von Adolf Frohner und arbeitet viel in der Werkstatt für freie Druckgraphik bei Sigbert Schenk und in der zur Meisterklasse Attersee gehörenden Tapisserie. Birgit Sauer ist maßgeblich am Aufbau der NN-Fabrik Siegendorf beteiligt, verlässt diese jedoch 1998. Die dort gewonnenen Kontakte zu prominenten Galerien verhelfen ihr zu zahlreichen internationalen Auftritten an Kunstmessen und verschaffen ihr Zugang zu internationalen Galerien. Für ihre Druckgrafiken wird sie mehrfach mit Preisen bedacht (1995 21. Internationale Grafikbiennale, 1998 Grafiktriennale Krakau). Ab 1998 beginnt Birgit Sauer viel zu experimentieren. Es entstehen Fotoprojekte, Filme, Performances. Seit 2004 betreibt sie im ehemaligen Flughafengebäude in Trausdorf ein Atelier. Kunstwerke von Birgit Sauer befinden sich u.a. in der Sammlung des Landes, der Artothek des Bundes und der Sammlung Essl. Nach zahlreichen Ausstellungen im Österreich – so z.B. im Rahmen des X-Art Frauenkunstfestivals in der Landesgalerie – wagt Birgit Sauer 2010 den Schritt nach Übersee, wo ihre Kunstprojekte in Galerien in California und Los Angeles zu sehen sind.
Unserer Meinung nach eine mehr als sehenswerte Ausstellung moderner Kunst, liebevoll gestaltet, die Dank der großzügigen Förderung durch das Land Burgenland in einem großzügigem Rahmen präsentiert werden kann.
Ausstellung FAcES
Jänner bis 26. Februar 2012
Burgenländische Landesgalerie
Esterházyplatz 3
7000 Eisenstadt
Dienstag bis Samstag 09:00 bis 17:00 Uhr
Sonn- und Feiertag 10:00 bis 17:00 Uhr
Der Eintritt ist frei