Dem Maler Gustav Klimt sind anlässlich seines Geburtstages viele hervorragende Ausstellungen gewidmet. Aber welcher Mensch war Gustav Klimt? Diesem schwierigen Thema hat sich das Leopold Museum angenommen und mit der Ausstellung „Klimt persönlich“ eine exzellente Ausstellung erarbeitet.
In dieser Ausstellung kommentiert der Mensch Gustav Klimt mit eigenen Worten seine Bilder und sein Leben. Der Maler, der schon zu Lebzeiten einer der bekanntesten Künstler seiner Zeit war, rief bei seinen Zeitgenossen nicht nur Begeisterung sondern auch radikale Ablehnung seiner Werke hervor.
Der Globalplayer Klimt wird in all seinem Facettenreichtum und all seiner ungeheuren Kreativität dem Publikum nahegebracht. Dem Maler der glanzvollen Dekadenz wird mit ausgesuchten Werken gehuldigt. Dem Thema Tod und Liebe, mit dem sich Klimt sein ganzes Leben beschäftigte, wird durch sein Werk „Tod und Leben“ gehuldigt. Viele Bilder, dem Jugendstil verhaftet, werden dem Besucher präsentiert.
[nggallery id=155]In zwanzig Zeichnungen wird die gesamte Entwicklung des Zeichners Klimt dargestellt. Zuerst streng mit Schraffierungen, dann der Übergang in die Linienkunst. Klimt, der allein mit einem Faltenwurf bei einem Kleid bei einem seiner Modelle Erotik pur darstellen konnte, ist in seinem zeichnerischen Werk zeitlos.
Im weitläufigen Rahmen wird versucht, dass Spannungsverhältnis zwischen Öffentlichkeit und Privatleben des Künstlers herauszuarbeiten. Klimt, der dreißig Jahre die Galionsfigur des Jugendstils war, war privat eher ein scheuer Mensch, verschanzte sich nach etlichen Skandalen vor seiner Umwelt und ließ nur ihm sehr nahe stehende Menschen hinter sein Schutzschild sehen.
[nggallery id=156]Sein Atelier war sein Rückzugsgebiet und dieses Atelier wurde für die Ausstellung, nach der einzig erhaltenen Fotografie, rekonstruiert.
Der Besucher wird weiter auf eine Reise ins Abenteuer geschickt. In siebzig Porträtfotos und mit zahlreichen Originalzitaten wird dem Menschen Klimt Leben eingehaucht.
[nggallery id=154]Der Mensch Klimt tritt dann völlig aus dem Künstlerschatten. Seine mehr als umfangreiche Korrespondenz mit seiner Muse Emilie Flöge bringt seine Gedanken, seinen Kummer, seine Freuden dem Besucher hautnah näher.
Briefe, Korrespondenzkarten, Post-, Ansichts- und Kunstpostkarten an sein „Midelinchen“, seine „Midessa“ lassen seinen Alltag, seine Gedanken und sein Werk auferstehen.
Wenn sie nicht bei ihm war, schrieb er oft mehrere Karten an einem Tag, ihr erzählend, was gerade geschah.
„Es ist ein schneidiger Frühlingstag geworden. Die „Vogerln“ singen und rufen laut, wie in der besten Zeit – mein Kreuz wird auch nicht besser und will sich einrenken – also – komme baldigst!“
[nggallery id=157]Wenn er unterwegs war, kam bald wieder das Heimweh:
„Mein Gehirn und mein Magen – beide wünschen auch schon heimzureisen und mahnen leise.“
„Das ich nicht ordentlicher französisch spreche ist äußerst schmerzhaft Sitz‘ zu öftern da wie ein „Halbtrottl“, oder ein Ganzer?“
„Gestern einen Tag in Berlin Aufenthalt gehabt Abends Dresden hoffe längstens Samstag Abend abfahren zu können Sonntag früh eventuell Wien allerherzlichste Grüße Gustav“
„Ich habe hier 5 Bilder in Arbeit eine sechste Leinwand ist noch leer, vielleicht bringe ich dieselbe auch leer zu Hause.“
„wünsche Dir ein aller allerglücklichstes Neujahr – wie wir es Beide so dringendst brauchen Ich denke viel an Dich liebe Midi und freue mich äußerst auf ein Wiedersehn.“
„Sonntag Tivoli 11. VII. 09. Theile mit: Morgen Montag Abfahrt Wien 12.45 – ankomme: äußerst hungrig und bitte um ein feines Nachtmal Fröhlichstes Wiedersehn! Beste Grüße Gustav“
Die Ausstellung ist klar strukturiert und zeigt dem Betrachter das Leben Gustav Klimt‘s mit viel Fingerspitzengefühl und ohne Voyeurismus.
Wie Frau Elisabeth Leopold rezitierte: „Ich gehe die Psyche des Malers entlang und siehe, er kommt mir entgegen. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Touchscreens zu den einzelnen Ausstellungsschwerpunkten lassen den Besucher auch elektronisch die Ausstellung erleben.
In einem eigens in der Ausstellung eingerichteten Filmraum wird Peter Weinhäupls Dokumentation „Sehne mich nach dort“ – Gustav Klimt am Attersee gezeigt.
Audioführungen in Deutsch und Englisch bieten Information und Hintergrundwissen zur Ausstellung.
Ein exzellenter Katalog ist käuflich zu erwerben und führt durch die Ausstellung.
Kunstworkshops für Erwachsene und Kinder sowie Führungen runden die Ausstellung ab.
Klimt persönlich
24.02.-27.08.2012
Täglich außer Dienstag 10-18 Uhr
Donnerstag bis 21 Uhr
Dienstag geschlossen
Juni, Juli, August: Täglich geöffnet
Leopold Museum
MuseumsQuartier Wien
Museumsplatz 1
1070 Wien