Toyoko Hattori, die seit über 30 Jahren in Österreich lebt und mit ihrer Wahlheimat stark verbunden ist, öffnet die Privatsammlung ihres Schwiegervaters Genzō Hattori und stellt dem Leopold Museum außergewöhnliche Kunstwerke für die Ausstellung „Japan – Fragilität des Daseins“ zur Verfügung.
Genzō Hattori, Sohn des Gründers der Firma Seiko, sammelte im Laufe seines Lebens japanische Kunst und baute eine umfassende Sammlung auf.
Nach Genzō Hattoris Tod wurde die Sammlung an seine Söhne übergeben und nach dem Tod ihres Mannes pflegt Frau Hattori die Kunstschätze.
Als Solo-Geigerin selbst künstlerisch tätig, lag und liegt ihr der Kulturaustausch zwischen Japan und Österreich am Herzen.
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Dem Kurator der Ausstellung, Diethard Leopold, wurde von Frau Hattori die Auswahl der Kunstwerke freigestellt, da es für Japaner immens spannend ist, die Sichtweise der Europäer auf Kunst zu erleben.
Im Gegensatz zur europäischen Kunst, die meist das Dekorative in den Vordergrund stellt, suchen japanische Künstler nach Vollkommenheit als höchstes Ziel.
Einem ästhetischen Ideal folgend, sollen mit Harmonie und Schlichtheit Stimmungen erzeugt und das Auge auf die Schönheit der einzelnen Dinge aber auch deren Vergänglichkeit gelenkt werden.
Gerade in Japan, dessen Geschichte von Besetzung und Naturkatastrophen begleitet ist, liegen Schönheit und die Vergänglichkeit des eigenen Ichs nahe beisammen und inspirierten Künstler seit Jahrhunderten, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen.
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Das Leopold Museum gewährt mit der Ausstellung einen kleinen Einblick in die Sichtweise der japanischen Kunst und Lebensart. Besucher werden mit Kalligrafien und Tusche-Rollbildern durch neun Stationen geleitet und mit der Ästhetik der diversen Malstile bekannt gemacht.
Wie Kurator Diethard Leopold ausführte, sollen Tusche-Bilder, Kalligrafien und Wandschirme aus der Sammlung Genzō Hattori die „Fragilität des Daseins“ aus einer naturverbundenen und spirituellen Perspektive beleuchten.
Noch nie gezeigte japanische Farbholzschnitte aus der Sammlung Leopold II vom 17. bis 20. Jahrhundert beleuchten das Dasein aus den verschiedensten Blickwinkel – denn die Wahrheit ist immer dasselbe – der Blickwinkel ist verschieden.
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„Tiefe Nachdenklichkeit überkommt einen immer und immer wieder angesichts der Kostbarkeit des täglichen Lebens“ – dieser Satz steht über einer Fotoserie von Katsuhiro Ichikawa, die Fotos vom einfachen, bäuerlichen Leben in der Nähe des AKW Fukushima vor der Katastrophe zeigt. Ichikawa präsentiert einen Landstrich, der auf lange Sicht ein verlorenes Paradies für dessen Bewohner bedeutet. Ichikawa: „Durch die Katastrophe in Fukushima und ihre Folgen haben viele Japaner die Stütze ihrer Seele verloren und suchen eine Möglichkeit zur Bewahrung ihrer Würde.“
Ergänzt wird die Ausstellung durch einzelne Arbeiten von in Österreich lebenden Künstlerinnen und Künstlern mit Japan-Bezug sowie drei Noh-Theater Masken aus dem 17. und 18. Jahrhundert und achtzehn Netsuke aus der Sammlung Leopold II.
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Ein dichtes Rahmenprogramm begleitet wieder die Ausstellung.
Am 29.09.2012 um 15 Uhr liest Judith Brandner unter dem Motto „Es wird nie wieder wie es einmal war“ aus ihrem Buch „Japan – Ausser Kontrolle und in Bewegung“ und am 11.10.2012 und 31.01.2012 führt jeweils um 18 Uhr Diethard Leopold durch die Ausstellung.
Japan – Fragilität des Daseins
von 28.09.2012 bis 04.02.2013
Leopold Museum-Privatstiftung
MuseumsQuartier Wien
1070 Wien, Museumsplatz 1
www.leopoldmuseum.org