Wir lieben Schiffsreisen. Fairerweise muss ich diese Aussage etwas präzisieren. ICH liebe Schiffsreisen. Mein lieber Gespons liebt sie nur dann, wenn nicht irgendein Wellengebirge das Schiff in ungeahnte Höhen hebt und das Schiff danach in ein tiefes Loch zwischen den Wellen herabplumpst.
Somit kommen Reisen mit dem Schiff in letzter Zeit nur mehr in Frage, wenn die Fahrt auf einem breiten, ruhigen Fluss oder einem schönen, ruhigen See stattfindet. Außer, ja außer das Ziel ist so verlockend, dass bei Abwägung aller Möglichkeiten von Seekrankheit die Abenteuerlust und die Lust nach Neuem überwiegt.
Natürlich bedarf es trotzdem einiger seelischer Vorbereitungen meinerseits. Zuerst beginne ich laut zu denken. „Hmm – das wär’ schon was.“ „Pah, schaut’ nicht schlecht aus.“ „Da war’n wir überhaupt noch nicht.“ „Auch nicht schlecht, nicht so ein Schickimicki Schiff, sondern einmal was ganz anderes.“ Ab diesen Punkt wird es heikel. Ist das Ziel mit einem großen Flugzeug zu erreichen, stehen meine Karten schlecht. Kann nur ein einmotoriger Propellerflieger landen, befinden wir uns im grünen Bereich und meine Chancen steigen. Wenn dann mehrere Ziele vorgesehen sind und gar kein Flugfeld vorhanden, ist die Sache fast gewonnen und die Planung kann beginnen.
Tja, und vor einiger Zeit begann ich wieder, die zusammengezogenen Augenbrauen meines lieben Gespons ignorierend, laut zu denken. Immer mit der Nase fest im bunt bebilderten Prospekt, kam von mir hin und wieder ein „na das ist ja super“ oder „na bitte, was willst mehr“ oder „pah, die Gegend ist schon ein Traum“. Als die Vorarbeit geleistet und die Zeit reif war, drehte ich das Prospekt zu meinem Visavis und meinte, DAS ist genau das Richtige für uns.
Und wie schon gesagt – wenn das Ziel lockt, dann, und nur dann, wird eine Schiffsreise gebucht, die auch offene Strecken auf dem Ozean beinhaltet.
Zwei Monate nach meinen ersten Versuchen flogen wir mit der Air France nach Paris. Dort stiegen wir in das Flugzeug nach Los Angeles und nach der Ein- und Ausreise in den USA begann unsere letzte Flugetappe zu unserem ersten Traumziel Tahiti, wo auch unser Schiff ablegen sollte.
Tahiti, Trauminsel in der Südsee, zu Französisch Polynesien gehörend, übt allein durch seinen Namen schon einen magischen Zauber aus. Aber noch war es nicht Zeit, diese Insel zu erkunden. Nach unserer Ankunft blieben nur wenige Stunden Zeit, unser müdes Haupt auf einem Polster zu betten, denn bereits am Morgen mussten wir am Hafen von Papeete sein, denn unser Schiff wartete.
Die Aranui 3 ist ein „Zwitterwesen“. Mit einer Frachtkapazität von 2.500 t ausgestattet, ist das 117 m lange und 17,60 m breite Schiff einerseits ein Frachtschiff, das den Menschen auf den weit entfernten Marquesas die Dinge des täglichen Lebens bringt. Von Toilettenpapier über Autos und Zement – die Aranui 3 liefert von Lebensmittel bis zum großen Bagger alles, was Menschen so brauchen. Auf der anderen Seite ist die Aranui 3 ein Schiff, auf dem sich auch Passagiere wohl fühlen. Von Suiten über Deluxe- und Standardkabinen bis zum klimatisierten Schlafsaal kann gewählt werden. Sämtliche Kabinen sind Außenkabinen und besitzen ein Fenster oder Bullauge. Wer sich für eine Suite entscheidet, kann sogar einen Balkon sein Eigen nennen. Wir nahmen mit einer der 63 Standardkabinen vorlieb, die mit Dusche und WC ausgestattet sind und wir die meiste Zeit entweder an Deck oder an Land verbringen wollten.
Abendkleid und Smoking können beruhigt zu Hause bleiben. Pareo oder Shorts und T-Shirt oder Hemd genügen vollauf, um korrekt gekleidet zu den Mahlzeiten zu erscheinen. Vom Speisesaal mit seinen großen Fensterfronten kann man neben dem Essen auch den Ausblick genießen. Zu den Mahlzeiten gibt es französische und polynesische Leckereien, die von der Küchencrew perfekt zubereitet werden.
Wer will, besucht die gut ausgestattete Bibliothek oder erfährt mehr über Land und Leute bei einem der zahlreichen Vorträge. Sollte es an Bord zu heiß werden – ein Swimmingpool sorgt für Abkühlung. Ein kleiner Fitnessraum hilft beim Kalorienabbau.
In der sehr legeren Atmosphäre lernt man schnell die übrigen Passagiere kennen, die aus der ganzen Welt kommen, um die Südsee zu erkunden.
Das Publikum ist international, die Bordsprachen sind Französisch und Englisch. Meist gibt es auch einen deutschsprachigen Reiseleiter an Bord.
Die Schiffsbesatzung ist nicht nur für Verladetätigkeiten zuständig, auch die Betreuung der Gäste wird professionell von ihr gestaltet. Da kann es schon vorkommen, dass der Matrose, der gerade im Hafen Zementsäcke schupfte, am Abend vorzeigt, wie man den Tamure tanzt, oder die Köchin einen unterweist, wie der Pareo zu tragen ist und der traditionelle Blumenkranz entsteht. Ein weiterer Matrose mutiert dann vielleicht zum Barmann, der gekonnt in der Bar und Lounge Getränke mixt und serviert.
Unser Abenteuer begann und wir schipperten mit durchschnittlich 12,5 Knoten quer durch den Südpazifik der Inselwelt der Tuamotus und Marquesas entgegen.
Die Marquesas, irgendwo zwischen Papua Neuguinea und Süd Amerika gelegen, gehören zu Französisch Polynesien und liegen fast 1500 km nordöstlich von Tahiti. Auf den vierzehn Inseln, von denen nur sechs bewohnt sind, lebten einst an die 60.000 Menschen.
Einst Kannibalen, wo noch vor 100 Jahren das Gehirn des Gegners als Schmankerl galt, sind die Bewohner heute zu 100% Christen. Die Kirche hat nach wie vor großen Einfluss und verbot lange Zeit die Anbetung der Tiki-Figuren, die die Ahnengötter darstellen. Auch die bei fast allen Marquesanern vorhandenen Tätowierungen, die ein Symbol der Reife sind, waren, genauso wie die Haka-Gesänge und -Tänze, verboten. Erst Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurden diese Verbote aufgehoben.
Da die Bevölkerung keine Schriftsprache besaß und alles mündlich überliefert wurde, ist es Karl von den Steinen, einem deutschen Wissenschaftler und Forscher, zu verdanken, dass die Kultur der Einwohner für die Nachwelt festgehalten wurde. Die drei von ihm verfassten Bücher, gespickt mit Abbildungen, sind die einzigen schriftlichen Aufzeichnungen, die von der Vielfalt und der Lebensweise berichten.
Aber das Paradies hat auch heute noch Schattenseiten. Seit die Europäer diese Inselwelt in Besitz nahmen, schmolz die Bevölkerung auf rund 9.000 Menschen. Hauptexportartikel der Marquesas sind Copra, Ylang-Ylang für die Parfumerzeugung und Noni-Früchte. Industrie ist nicht vorhanden, alles was zum täglichen Leben gebraucht wird, muss importiert werden und ist dementsprechend teuer. Da nur einige Inseln mit kleinen Flugzeugen erreichbar sind, sind die Einwohner auf das Frachtschiff Aranui 3 angewiesen. Die Arbeitslosigkeit ist hoch und viele junge Menschen müssen die Inseln verlassen, um sich anderswo eine Existenz aufzubauen. In letzter Zeit nimmt der Tourismus einen etwas höheren Stellenwert ein. Meist schauen Segler vorbei, Massentourismus ist hier ein Fremdwort. Nur auf der größten Insel Nuka Hiva existieren zwei Hotels, sonst sind Reisende auf die wenigen Privatquartiere angewiesen.
Das Klima auf den Marquesas ist tropisch heiß, wenn es regnet, dann ordentlich und die Luftfeuchtigkeit hat es in sich. Trotz bewölktem Himmels sollte man die Sonneneinstrahlung nicht unterschätzen, es könnte sonst zu sehr unangenehmen Sonnenbränden oder mittleren Verbrennungen der Haut führen.
Im Gegensatz zu anderen Inseln von Französisch Polynesien besitzen die Marquesas kein schützendes Korallenriff und sind für einen Strandurlaub nur bedingt geeignet.
Dafür entschädigen die Inseln mit ihren steil aus dem Meer aufragenden Gebirgsketten und ihren tief eingeschnittenen Tälern. Aber auch Südseeromantik kommt beim Betrachten der einzelnen Landschaften auf.
Die erste Station auf unserer insgesamt 1.886 Meilen oder 3.493 Kilometer langen Reise war das knapp 500 km von Tahiti entfernt liegende Atoll Fakarava. Fakarava gehört zu den etwa siebzig verschiedenen Koralleninseln der Tuamotus und ist mit seiner Breite von 25 km und seiner Länge von 60 km das zweitgrößte Atoll dieser Inselgruppe.
Mit Badezeug, viel Sonnencreme und Schnorchel ausgestattet, krabbelten wir in die Walboote, die uns an Land brachten. Kristallklares Wasser, Korallen und Fischschwärme erwarteten uns. Da Fakarava für die Zucht der schwarzen „Tahiti-Perlen“ berühmt ist, mussten wir diese Schmuckstücke natürlich auch bewundern. Wir überschlugen dann kurz unser Reisebudget – es blieb bei der Bewunderung.
Jetzt wurde es kritisch. Es lag eine längere Strecke auf See vor uns. Mein lieber Gespons schwor wieder, dass er NIE, NIE, NIE mehr wieder seinen Fuß auf ein Schiff setzen werde. Irgendwann beruhigte sich aber auch sein Magen und schon beim Abendessen war die Welt wieder in Ordnung.
Die erste Insel, die die Aranui 3 von den Marquesas ansteuert, ist Ua Pou. Schon aus der Ferne sieht man die Bergspitzen in die Höhe ragen. Schon Robert Louis Stevenson war von der Landschaft begeistert und verglich die Berge mit „Vulkanischen Zinnen einer riesigen, verzierten Kirche“. Sobald die Aranui 3 am Pier von Hakahau anlegte, begann die Mannschaft mit dem Ausladen der Fracht. Wir jedoch schulterten unseren Rucksack und wanderten immer den Berg hinan bis zu einem Aussichtspunkt, von dem es einen wunderbaren Blick auf die Bucht und unser Zuhause, die Aranui, gab. Nach einer kurzen Rast, vielen Fotos und dem Leeren unserer Wasserflaschen „rollten“ wir wieder den Berg hinunter und besichtigten die Katholische Kirche mit ihren schönen Skulpturen. Dann schauten wir noch beim kleinen Kunstmarkt vorbei und genossen bei Tata Rosalia ein vorzügliches marquesanisches Mittagessen. Nach dem Mittagessen ging es zurück an Bord und nach kurzer Fahrt warf die Aranui vor der Bucht von Hakahetau den Anker. Feste Schuhe angezogen, denn die Anlandung erfolgte mit den Walbooten an einem kleinen, rutschigen Steg. Außerdem wollten wir einen Spaziergang machen, um zu sehen wie bis heute nach alter Methode Kopra getrocknet wird. Noch ein kleiner Rundgang durch das kleine Dörfchen und schon war es Zeit, wieder an Bord zu gehen. Am frühen Abend schipperten wir unserem nächsten Ziel, Nuku Hiva, entgegen.
Bereits um 6 Uhr in der Früh legte die Aranui am Pier in Taiohae, dem Hauptort der Insel Nuku Hiva, an. Die Bucht wirkt spektakulär und wird von steilen Vulkanbergen umrahmt. Zahlreiche imposante Wasserfälle schießen hunderte Meter über imposante Felsformationen hinab. Taiohae ist nicht nur der Hauptort der Insel, sondern auch Bischofssitz. Nach dem Besuch der Kathedrale „Notre Dame des Ilse Marquises“, die aus den Steinen aller sechs bewohnten Inseln erbaut wurde, ging es per Jeep steil bergauf in Richtung Muake Pass. Eine atemberaubende Landschaft, ein Fotomotiv nach dem anderen und traumhafte Aussichten machten diese Fahrt zum Erlebnis.
Im Dorf Hatiheu an der Nordküste erwartete uns dann eine ganz spezielle marquesanische Spezialität. Im Restaurant „Chez Yvonne“ schmurgelte im traditionellem „Umu“, dem Erdofen, ein in Blätter eingewickeltes ganzes Schwein vor sich hin. Bei unserer Ankunft wurde der Erdofen geöffnet. Das Schwein war butterweich, saftig und mehr als gschmackig.
Nach dem fulminanten Mittagessen war Bewegung angesagt. Also marschierten wir zum Tohua Hikokua, dem traditionellen Festplatz und zum Me’ae Kamuihei mit riesigen Banyanbäumen und Petroglyphen.
Am Nachmittag begaben wir uns auf die Spuren von Hermann Melville, der hier als dreiundzwanzigjähriger von einem Walfängerboot desertierte. Hermann Melville, Autor des Romans „Moby Dick“, wurde von den Einheimischen und damaligen Kannibalen gefangen genommen, konnte fliehen und beschrieb diese Flucht durch das traumhaft schöne und fruchtbare Taipivai-Tal in seinem ersten Roman „Taipi“.
Wenige Kilometer von Taipivai liegt Me’ae Pa’eke, eine der ältesten und berühmtesten Kultstätten der gesamten Region. Eingehüllt in eine Wolke aus Gelsen-Abwehrmittel besichtigten wird die noch heute als „tapu“ geltende Stätte.
Wie gesagt, auch im Paradies gibt es Schattenseiten. In diesem Fall sind es kleine Quälgeister, die man weder sieht noch hört. Die kleinen Biester, No Nos genannt, stechen was das Zeug hält und sorgen für einen starken, unangenehmen Juckreiz. Bei unserem anschließenden kleinen Strandbesuch verwendeten wir mehr als großzügig Monoi-Öl und hielten uns so die Plagegeister vom Leib.
Doch schon ging unser Tag auf Nuku Hiva zu Ende. Die Walboote lagen schon am kleinen Pier im Dorf Taipivai und holten uns zurück an Bord der Aranui.
Und schon erwartete uns am nächsten Tag die Insel Hiva Oa. Vom Pier der Bucht Tahauku, wo die Aranui vor Anker lag, nahmen wir den Bus und fuhren zum Dorf Atuona. Auf dem Friedhof von Atuona liegen zwei Meister der Kunst nahe beisammen. Hier fand einst Paul Gauguin, der bei der Bevölkerung wegen seiner Trunksucht nicht sehr beliebt war, seine exotischen Schönheiten, die er auf seinen Gemälden verewigte. Zum 100. Todestag von Gauguin wurde 2003 ein kleines Museum eingerichtet, das zwar kein einziges Originalbild des Malers beherbergt, trotzdem aber sehenswert ist. Im sogenannten „Maison de jouir“ kann man Neuinterpretationen von seinen Werken bewundern, die von anderen Künstlern geschaffen wurden.
Nicht weit von Paul Gauguins Begräbnisstätte liegt das Grab des belgischen Sängers und Komponisten Jaques Brel. Im Zuge einer Weltumseglung lernte Jaques Brel die Insel kennen und blieb. Mit seinem Privatflugzeug flog Brel die Menschen unentgeltlich zum Arzt und half wo er konnte. Schon bald wurde Brel als „Engel der Armen“ tituliert. Seine Liebe zu den Marquesas drückte Brel unter anderem mit einem eigenen Chanson aus. Aufgrund seiner schweren Krankheit musste Brel die Insel verlassen und starb 1978 in Frankreich. Heute liegt Jaques Brel auf seiner geliebten Insel Hiva Ova begraben und zu seinen Ehren wurde eine eigene Gedenkstätte errichtet.
Nach dem Mittagessen im Restaurant Hoa Nui machten wir noch einen kleinen Verdauungsspaziergang in den Ort und dann weiter zum Schiff. Denn schon war es Zeit, wieder an Bord zurückzukehren, denn am frühen Abend lichtete die Aranui den Anker und wir fuhren der nächsten Trauminsel entgegen.
Fatu Hiva ist die entlegenste Insel der Marquesas. Schon Thor Heyerdahl suchte mit seiner Frau hier den Weg zurück zur Natur und schildert in seinem Buch „Fatu Hiva“ seine Erlebnisse.
Obwohl die Menschen für ihr Kunsthandwerk berühmt sind, kommen nur wenige Besucher. Alle drei Wochen, wenn die Aranui vor Anker geht, blüht die kleine Insel auf und wird mit Leben erfüllt.
In Omoa gibt es einen großen Künstlermarkt. Hier ist auch der einzige Ort auf den Marquesas, wo die Bewohner noch „Tapa“, den berühmten Rindenstoff herstellen. Da dieses Handwerk nur mehr wenige beherrschen, ist es bereits vom Aussterben bedroht. Hier kann auch ein „Umu Hei“, ein wunderbar duftendes Blumenbukett, erworben werden, Holzschnitzer zeigen ihre Kunst und farbenfrohe Pareos harren der KäuferInnen. Gleich neben dem Kunstmarkt liegt das Museum der Familie Grellet. In dem Museum wurden marquesianische Kunst- und Kulturgegenstände zusammengetragen. Diese bieten einen tiefen Einblick in die künstlerischen Fähigkeiten dieses Volkes.
Auch das kleine Dorf Hanavave bietet einen Künstlermarkt mit Holzskulpturen. Hier kann man auch zusehen, wie das traditionelle Körperöl Monoi zubereitet wird und es selbstverständlich auch käuflich erwerben. Kein schlechter Kauf, denn schon im Dorf von Hanavave wimmelt es nur so von Gelsen, die Blut wollen.
Die Frauen des Dorfes nutzen ihre Chance und verdienen sich mit dem Verkauf von selbst gebackenem Kuchen und frischem Kokosnusswasser ein kleines Zubrot.
Wer die Insel zu Fuß erkunden will, sollte über eine gute Kondition verfügen. Eine 17 km lange Wanderstrecke, bei der es zuerst bergauf und dann wieder bergab geht, bietet fantastische Ausblicke und zur Halbzeit ein Picknick. Nach einer etwa vierstündigen Wanderung, die meist in der Sonne absolviert wird, ist das frische Kokosnusswasser ein wahrer Labsal.
Nach einer Tanzvorführung, die sowohl den Tänzern und Tänzerinnen als auch den Gästen großen Spaß machte, ging es wieder zurück an Bord.
Die Aranui legte ab und fuhr in die Baie des Vierges. Die Baie des Vierges – die Bucht der Jungfrauen – hieß einst „die Bucht der Penisse“. Das konnten die frommen Missionare nicht dulden und somit wurde die Bucht einfach umbenannt. Wie der Name auch immer sei oder war – der Sonnenuntergang war ein Traum.
Wir hatten bereits die Hälfte unserer Seereise absolviert und ab sofort näherten wir uns, von Insel zu Insel hüpfend, jeden Tag mehr dem Ende der Reise.
Unser nächstes Ziel war wieder die Insel Hiva Oa. Per Walboot ging es nach Puamau und dann mit dem Geländewagen in den dichten, tropischen Regenwald. Hier liegen restaurierte Kultstätten, die zu den beeindruckendsten auf den Marquesas gehören. Der Te I’i Pona beherbergt auch den größten Tiki, der je auf Französisch Polynesien gefunden wurde. Geschaffen wurde der 2,67 m hohe Taka’i’i tiki, zusammen mit der Skulptur der „Schmetterlings-Priesterin“, von Nauio-ta’a, dem Ehemann der einstigen Priesterin.
Nach dem Besuch des Grabes des letzten Chefs von Puamau ging es zurück an Bord. Nach dem Mittagessen stand noch einmal eine Walbootfahrt nach Hanaiapa auf dem Programm. Ein kleiner Spaziergang in das Dörfchen, die Blumen bewundert, die dort so üppig blühen, noch ein Sprung beim kleinen Kunstmarkt vorbei und den Kindern beim Schwimmen am Pier zugeschaut. Nach zwei Stunden hatte die Aranui die letzte Fracht aufgenommen und wir mussten uns für diese Reise von der Insel Hiva Oa verabschieden.
In der Nacht fuhr die Aranui über den „Canal de Bordelais“ von Hiva Oa zur kleinen Insel Tahuata, wo sie am Morgen vor der Insel Anker warf. Nach der Anlandung mit den Walbooten konnte in Vaitahu der katholische Gottesdienst besucht und die Kirche besichtigt werden. Auch hier gab es einen kleinen Kunstmarkt mit schönen Knochenschnitzereien. Ein kleines Museum lud zur Besichtigung und schon ging es weiter.
Nach kurzer Fahrt erfolgte die Anlandung mit den Walbotten in Hapatoni, wo ein Picknick mit Grillen auf uns Gäste wartete. Nach dem Essen eine kleine Wanderung zu einem Aussichtspunkt, ein traumhafter Blick über die Insel, dann noch ein Spaziergang, vom Duft von Tiara und Frangipani begleitet, durch das Dorf und zurück an Bord, da die Ladung gelöscht und die neue aufgenommen worden war.
Für den nächsten Tag mussten wir uns noch zeitiger als sonst den Wecker stellen. Gegen sechs Uhr in der Früh sollte die Aranui die Bucht von Vaipaee auf der Insel Ua Huka erreichen. In der engen Bucht muss sich das Schiff um die eigene Achse drehen und wird dann an den Felsen vertäut. Unsere Hochachtung vor der Leistung der Mannschaft war bis jetzt schon sehr, sehr groß. Bei dem Bravourstück von Anlegemanöver blieb dem coolsten Passagier der Mund offen. Wie Gämsen kletterten die Matrosen auf den glitschigen Felsen und Beibooten herum, warteten immer die nächste meterhohe Gischt ab und vertäuten das Schiff an den vorgesehenen Stellen. Danach wurden die Gäste mit den Walbooten an Land gebracht und sofort darauf ging es für die Mannschaft an das Löschen der Ladung.
Für uns Gäste ging es in blumengeschmückten Geländewägen zum Empfang ins Museum von Vaipaee. Nach dem Besuch des Museums schlenderten wir über den kleinen Kunstmarkt und fuhren dann zum Botanischen Garten mit angeschlossenem Holzmuseum.
Die Insel Ua Huka wird auch „Pferdeinsel“ genannt, da mehr Pferde auf der Insel zu finden sind, als sie Einwohner hat. Da weniger Süßwasserquellen vorhanden sind, ist sie karger und trockener als ihre Nachbarinseln. Nur sehr selten verirren sich hier Touristen her und die Aranui ist sozusagen die Nabelschnur der Bewohner zu anderen Menschen.
In Hane gibt es ein Meereskundemuseum und nach einem opulenten Mittagessen machten wir noch eine kleine Wanderung zu einem kleinen Me’ae und besichtigten den Kunstmarkt in Hokatu. Zurück in Hane, streckten wir unsere Füße am Strand aus und schauten den Wellen beim Spiel zu.
Direkt vom Strand von Hane wurden wir mit den Walbooten geholt und zur Aranui gebracht.
Vorbei an den Vogelinseln Haavei, wo abertausende Vögel zu Hause sind, fuhr die Aranui in die Bucht von Anaho, wo sie Anker warf.
Auf anderen Schiffen gibt es ein Kapitänsdinner, bei dem es oft recht formell und steif zugeht. Auf unserer Aranui war ein polynesischer Abend angesagt. Bei Punsch, kalt-warmen Buffet, Musik und Tanz wurde es, nach einem langen Tag, eine noch längere Nacht.
Dieser Abend bedeutete aber auch, dass das Reisende mit Riesenschritten nahte. Noch einmal für drei Stunden auf Nuku Hiva angelegt, schnell noch die archäologische Fundstätte Temehea angesehen und schon ging es weiter nach Ua Pou zu einer Wanderung.
Bereits am frühen Nachmittag stach die Aranui wieder in See und machte sich auf den Weg zu den Tuamotu Inseln.
Nach zwei Nächten und einem Tag auf hoher See wurde mein lieber Gespons endlich von dem Schaukeln der Wellen erlöst. Wir hatten Rangiroa, das grösste Atoll der Südsee, das viertgrößte der Welt, erreicht. Ra’iroa bedeutet „endloser Himmel“ und dieser Name besteht zu Recht. Mit den Walbooten wurden wir am weißen Strand abgesetzt. Hinter uns Palmen, vor uns glasklares Wasser mit einer Unzahl von bunten Fischen.
Als Freizeitgestaltung stand entweder eine Glasboden-Bootsfahrt, eine Fahrt zu einer Perlen-Zuchtfarm oder Schwimmen und Schnorcheln zur Auswahl. Wir setzten unsere Brille mit Schnorchel auf, wateten in das badewannenwarme Wasser und beobachteten die vielen Fische, die wir gar nicht alle zuordnen konnten. Zu Mittag gab es dann ein großes Picknick und Grillen am Strand. Ein „kleines Ruht“ unter Palmen und danach ging es wieder ab ins Meer. Traumhaft – Südseefeeling pur.
Beim „Verladen“ von uns Passagieren in die Walboote, zeigte die Mannschaft noch einmal was sie konnte. Links und rechts an den Armen von einem Matrosen gepackt, abgewartet, bis die zwei bis drei Meter hohen Wellen das Boot wieder herunterbrachten und schwups – schon war der oder die Nächste im Boot. Dort standen wieder zwei Matrosen und schon saßen wir alle auf unseren Plätzen. Wir wurden wahrlich auf Händen getragen.
So traurig es wahr, unsere letzte Nacht an Bord stand an. Noch einmal hörten wir der Mannschaft beim Ukulelespiel zu, ließen noch einmal, so gut es eben ging, unsere Hüften beim polynesischen Tamure kreisen, genossen noch einmal marquesanische Spezialitäten, warfen, damit wir wiederkämen, den erhaltenen Blumenkranz weit über Bord und schliefen, von Wellengeschaukel begleitet, hoch zufrieden ein.
Nach dem Frühstück mussten wir die Aranui 3, die uns bis an die fast vergessenen Inseln in der Südsee gebracht hatte, verlassen. Ab sofort machten wir uns auf, Tahiti zu erforschen.
Nach all diesen kleinen, fast menschenleeren Inseln, kam uns Tahiti mit seiner quirligen Hauptstadt Pape’ete fast „überlaufen“ vor. Die „Insel der Liebe“ bietet neben Infrastruktur aber auch traumhafte Naturschönheiten im Landesinneren. Zahlreiche, über 2000 m hohe Berge, gischtende Wasserfälle, sattes Grün und tiefe Täler laden Naturliebhaber ein, länger zu bleiben. Wer mehr Zeit als wir zur Verfügung hat, sollte das Landesinnere mit einem Geländewagen erkunden. Wir mussten uns mit einer gemütlichen Inselrundfahrt begnügen. Nach der Rundfahrt noch schnell eine Abkühlung im warmen Nass und schon wartete unser gebuchte Flug.
Über Los Angeles und Paris landeten wir nach langer, langer Flugzeit wieder in Wien und wollten eigentlich sofort wieder in das nächste Flugzeug Richtung Südsee umsteigen.
Ach ja, damit ich es nicht vergesse: Das ganz, ganz unterste Zipfel von Südamerika, das wär‘ doch was. Das böte sich doch wirklich und wahrhaftig für eine Schiffsreise an. Eines weiß ich aber auch gewiss: Diese Schiffsreise kann ich meinem lieben Gespons nie und nimmer schmackhaft machen, da gibt es viel zu viele andere Möglichkeiten um dorthin zu gelangen.
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