Schon lange geplant, aus privaten Gründen voriges Jahr verschoben, setzten wir endlich unsere Reise nach Großbritannien um.
Wir sattelten also das Wohnmobil und wollten England, Wales, Schottland und wenn es sich zeitmäßig ausging, Nordirland und Irland erkunden.
Unsere langen Überlegungen, ob wir London auch besuchen sollten, wurde durch die Vor-Anmeldung für die „Low Emission Zone“ zunichte gemacht. Trotz dreimaligem Versuch per E-Mail, scheiterten wir am Versand des Zulassungsscheines, der anscheinend beim zuständigen Amt nicht lesbar oder überhaupt nicht ankam.
Da wir nach England von Calais aus übersetzen wollten, drittelten wir in etwa die zu fahrenden Kilometer und nahmen uns vor, ein Mal in Deutschland und zwei Mal in Frankreich zu übernachten.
Deutschland hat nicht nur hervorragende Landhotels, es ist auch ein freundliches Land für Wohnmobil-Besitzer. Unsere erste Station machten wir in dem kleinen mittelalterlichen Städtchen Wolframs-Eschenbach. Wolframs-Eschenbach ist die Stadt des Parsival-Dichters Wolfram von Eschenbach und nach ihm benannt.
Einst an einer wichtigen Handelsstraße gelegen und regionaler Handelsplatz, bietet das Städtchen heute noch eine vollständig erhaltene Stadtmauer mit zwei großen Tortürmen als Zugang zur Stadt. Nach einem kleinen Rundgang innerhalb der Befestigungsanlage beschlossen wir, den nett hergerichteten Stellplatz für Wohnmobile zum Übernachten zu nutzen.
Am nächsten Tag stand dann die lothringische Kleinstadt Pont-à-Mousson auf dem Programm. Am Fuße des „Butte de Mousson“ und direkt an der Mosel gelegen, besitzt Pont-à-Mousson einen kleinen, aber feinen Stadtkern, der schon sehr südlich anmutet.
Ein kurzes Stück über die Moselbrücke gibt es den Aire de Camping-cars Port de Plaisance, der mit warmen Duschen, Toilette und nettem, empfehlenswertem Restaurant punktet. Mit Blick auf den kleinen Yachthaften und auf die Mosel kann man es hier schon länger aushalten.
Eigentlich und überhaupt wollten wir am nächsten Tag unsere Reise Richtung Calais fortsetzen. Wenn nicht, ja wenn nicht der bewusste Zulassungsschein daheim im Drucker geblieben wäre. Also Sohn angerufen, Zulassungsschein aus dem Drucker genommen, zur Post gebracht, 46 Euro gelöhnt und an die Hafenmeisterei Port de Plaisance gesandt. Innerhalb von zwei Werktagen sollte uns der Brief erreichen. Über Internet konnten wir verfolgen, wo der Brief sich gerade befand. So die Theorie, die Praxis sah anders aus. Da das Büro des Hafenmeisters nur am Nachmittag besetzt ist und DHL am Vormittag einen Zustellungsversuch machte, nahm der Bote das Schreiben, ohne Benachrichtigung, wieder mit. Lange Telefonate zwischen Österreich, Österreich und Frankreich und Frankreich mit Frankreich. Am nächsten Morgen konnten wir endlich unser Schreiben übernehmen. Hier gilt unser besondere Dank der Hafenmeisterin, die mithalf, dass uns das Schreiben doch noch erreichte.
Es gibt sicher schlechtere Orte zum Warten als Pont-à-Mousson, aber eigentlich hatten wir eine Großbritannien-Reise geplant und wollten weiter. Glücklicherweise war die Fähre noch nicht vorbestellt und so waren wir diesbezüglich flexibel.
Um so rasch wie möglich nach Calais zu gelangen, nutzten wir die französischen Autobahnen und lieferten uns damit dem modernen Raubrittertum aus. Hiermit versprochen, wir werden in nächster Zeit nicht mehr über die österreichische Autobahnvignette matschkern, die als wahre Occasion angesehen werden kann.
Nach unserem Eintreffen in Calais machten wir uns zum Fährhafen auf, um unsere Tickets zu kaufen. Als wir beim Kartenschalter eintrafen, meinte die nette Lady von P & O Ferry, wir könnten, wenn wir wollten, sofort eine Fähre nehmen. Da wir doch etliche Kilometer gefahren und müde waren, buchten wir für den nächsten Tag am Vormittag und beschlossen noch einen kleinen Spaziergang entlang der Hafenmauer von Calais zu absolvieren. Im Gegensatz zu Pont-à-Mousson, das uns mit Sonnenschein verwöhnt hatte, pfiff uns ein kalter, beißender Wind ins Gesicht.
Gleich hinter dem Hafen gibt es einen offiziellen Stellplatz, der einen schönen Blick auf die Bucht freigibt, gleichzeitig aber doch etwas laut ist, da die Schiffe dir direkt an der Nase vorbeifahren. Der Wind schüttelte unser Wohnmobil ganz schön durch und schaukelte uns in den Schlaf.
Nach einer halbwegs ruhigen Nacht starteten wir zum Hafen und wurden, da wir zeitig da waren, auf die frühere Fähre umgebucht. Der Wind hatte sich gelegt, die Sonne schien und wir fuhren, wie auf einem Waschbrett, Dover entgegen.
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