Ein Fahrt nach Großbritannien bedarf etwas Vorbereitung, einfach auf los geht’s los geht zwar, kann aber doch recht teuer werden.
Will man London mit dem Auto besuchen, ist eine Anmeldung für die Low Emission Zone unbedingt erforderlich. Diese Zone darf nur durchfahren oder befahren werden, wenn das Auto den vorgeschriebenen Abgaskriterien entspricht und wenn eine schriftliche Bewilligung zum Befahren vorliegt. Diese Prozedur dauert circa 10 Tage von der Einreichung bis zur Bewilligung. Sollte die Übertragung des Zulassungsscheines, so wie bei uns, nicht gleich klappen, muss man wieder circa 10 Tage auf eine Antwort warten.
Viele Sehenswürdigkeiten werden von den gemeinnützigen Organisationen „National Trust“ und „English Heritage“ verwaltet. Noch vor Antritt der Reise sollte man sich genau überlegen, welche Sehenswürdigkeiten man besichtigen will. Als Besitzer oder Besitzerin eines Passes der Organisationen kann man die jeweiligen Sehenswürdigkeiten meist frei besichtigen, auch die Parkplätze werden kostenfrei zur Verfügung gestellt. Da bei den Eintrittspreisen enorme Kosten entstehen können, ist es ratsam, sich wenigstens einen dieser Pässe bereits vor Antritt der Reise zu kaufen. Gemeinsam mit dem Pass erhält man ein Handbuch, das die betreuten Einrichtungen auflistet und auf einer Karte anzeigt.
Wer mit dem Wohnmobil, speziell in England und Wales, unterwegs ist, wird eine eventuelle Mitgliedschaft in einem englischen Camping-Club in Erwägung ziehen. Bei den großen Clubs ist schon die Internationale Campingkarte vorteilhaft. Besitzer oder Besitzerinnen dieser Karte werden beim Preis den Mitgliedern gleichgesetzt. Großer Nachteil – die Plätze für Vollmitglieder wie z.B. Farmen oder Privatvermieter, und das sind viele, stehen Nichtmitgliedern nicht zur Verfügung und werden auch nicht gelistet. Auch private Campingplätze sind genügend vorhanden, sind aber aus unserer Erfahrung meist teurer als die „Platzhirschen“. Manche Pubs oder Hotels gewähren für eine Nacht Unterschlupf, erwarten aber, dass man konsumiert. Richtige Stellplätze sind Mangelware und die Parkplätze weisen oft einen Balken mit Höhenbegrenzung auf. Selbst das kleinste „Nest“ verlangt für das Parken Gebühren, beliebte Wanderparkplätze sind oft kostenpflichtig. Wenn man die Beträge summiert, zahlt sich bereits ein Camping-Platz aus.
Für die Besichtigung von größeren Städten nutzten wir Camping-Plätze und dann das oft vorhandene Park & Ride System – spart Nerven, Geld und Zeit.
Nach all den Überlegungen sollte einem entspannten Urlaub nichts mehr im Wege stehen und es kann losgehen.
Nach einigen Verzögerungen bei unserer Anreise hatten wir endlich Dover erreicht und rollten rasch von der Fähre unserem ersten Ziel in England entgegen. Um die weiß in der Sonne glänzenden Kreideklippen so richtig zu bewundern, fuhren wir zum „Patrol Monument“, das hoch über der St. Margaret’s Bay thront. Ein eisiger, kalter Wind pfiff uns um die Ohren und wir schlüpften schnell in unsere warmen Jacken und zogen die Zipfelmütze fest über die Ohren. Nach einem kleinen Spaziergang entlang des Klippenrandes flüchteten wir in unser Wohnmobil und stellte die Heizung höher.
Schon warteten die Festungsburgen Walmer- und Deal Castel auf uns. Da noch Wales, Schottland und eventuell Irland auf unserem Reiseplan stand und es in ganz England eine Unzahl von Festungsburgen und Schlössern gibt, beschlossen wir, ab sofort nur mehr die Schlösser und Burgen anzusehen, die uns besonders interessierten.
Der Hunger nagte und wir wollten unbedingt ein Original-Sandwich am Entstehungsort kosten. Also ab ins kleine Städtchen Sandwich, einen Rundgang absolviert und ab in den Tea-Room. Die Bedienung meinte, wir sollten die Speisekarte ruhig studieren und dann könnten wir beim Tresen ordern. Da am Nebentisch zwei englische Ladys genau das aßen, was uns zusagte, wir aber keine Ahnung hatten, was es denn gerade sei, zeigten wir auf die beiden Gerichte und wollten diese bestellen. Wenn dann zwei englische Ladys über eine andere englische Frau den Kopf schütteln, heißt das was. Sich zwei Schritte vom Tresen zu entfernen und einen Blick auf die Teller zu werfen, entsprach anscheinend nicht den allgemeinen Gepflogenheit. Nach einigem Hin- und Her bequemte sich die Dame doch und wir wussten, was unsere Mägen füllen sollte.
Frisch gestärkt ging es dem Highlight Canterbury mit seiner Kathedrale entgegen. Canterbury besitzt als eine der wenigen Städte einen WoMo-Stellplatz, der direkt an eine Park & Ride Anlage angeschlossen ist. WoMo abgestellt, Park-Ticket mitgenommen und schon saßen wir mit dem Ticket gratis zu nutzenden Bus in das Zentrum von Canterbury.
Canterbury, von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, wird beherrscht von seinem riesigen gotischen Dom, der als Wiege des englischen Christentums gilt. Bereits im Mittelalter zog der Dom Scharen an Gläubigen an, heute sind es Touristenströme, die das Heiligtum besichtigen.
Neben der Kathedrale besitzt Canterbury noch etliche Sehenswürdigkeiten, die bei einem kleinen Stadtbummel zu erforschen sind.
Nach einer ruhig verbrachten Nacht wollten wir endlich die Köstlichkeit „Cream tea“ genießen. Cream tea besteht aus Scones, Clotted cream, Butter und Erdbeermarmelade. In dem kleinen, aber feinen Örtchen Chilham wurde uns diese Spezialität in Shelly’s Tea Rooms serviert. Gleich vorweg – der beste Cream tea überhaupt, den wir in nächster Zeit bekommen haben.
Nach diesem mehr als magenfüllenden Genuss stand Leeds Castle mit seinem wunderschön angelegten parkähnlichem Garten auf dem Programm. Die riesigen Wiesen um das Wasserschloss laden zum Picknick, ein Klettergarten kann für sportliche Aktivitäten genutzt werden und das Schloss selbst harrt der Besichtigung.
Uns zog es weiter, wir wollten noch Sissinghurst mit seinen blühenden Attraktionen besuchen. Sissinghurst, zu seinen Anfängen als Schweinezucht gegründet, im siebenjährigen Krieg als Gefängnis genutzt, später Obdachlosenasyl und noch später Gutshaus, wurde das Anwesen ab 1930 von Vita Sackville-West und Harold Nicolson umgestaltet und gilt heute als Mekka für alle Gartenliebhaber und -liebhaberinnen. Ein kleiner Gutshof gehört zum Anwesen und bei einem Spaziergang rund um das Gelände kommt man den Schafen auf der Weide ganz nahe.
Noch eine Schloss-Burg wollte besichtigt werden. Hever Castle, der Ort, wo Anne Boleyn ihre Kindheit verbrachte, sollte den Schlusspunkt an diesem Tag bilden. Das unter Heritage-Verwaltung stehende Schloss steht trutzig in einem weitläufigen Garten, der mit römischen Ruinen, einem See, auf dem die „African Queen“ zu einer Fahrt einlädt und einem netten Kinderspielplatz und vielen frei herumlaufenden Schwänen und Gänsen aufwartet.
Gleich bei unserem Eintreffen fragten wir, ob denn das Übernachten auf dem schlosseigenen Parkplatz für eine Nacht möglich wäre. Als wir beim Kassenhäuschen ankamen, war unser Wunsch schon per Funk weitergegeben und auch das o.K. gekommen. Als wir zum Ausgang kamen, war das Kassenhäuschen bereits geschlossen, trotzdem wartete eine Angestellte auf uns und zeigte uns, wo wir für die Nacht parken konnten. Hiermit ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten, die uns so freundlich empfangen haben.
Da es ein milder Abend war, so viele Besichtigungen durstig machten, wir nicht mehr fahren mussten, statteten wir „Heinrich VIII“ einen Besuch ab. Wir streckten die Füße unter einen Gartentisch des Pubs und tranken in Ruhe ein kühles Bier. Danach krochen wir zufrieden in unsere Betten und schlummerten ungestört bis zum nächsten Morgen.
Nach soviel Harmonie tauchten wir in die blutige Geschichte Englands ein. Battle, wo die Schlacht von Hastings stattfand, war unser nächstes Ziel. 1066 kämpften hier Normannen gegen Angelsachsen, hier fiel der angelsächsische König Harold, hier triumphierte König William.
Wir ließen Battle mit seiner verfallenen Abbey und seiner Vergangenheit hinter uns, denn es zog uns wieder an die Küste.
In der Nähe von Eastbourne checkten wir am Campingplatz „Bay View Park“ ein. Da ein kalter Wind blies, schlüpften wir in unsere warmen Jacken und spazierten den endlos scheinenden Strand entlang zum „The Waterfront Sovereign Harbour“ wo wir im Windschatten einen sonnigen Platz im Restaurant „Harvester“ ergatterten. Man lernt nie aus. Hier funktionierte das Bestellen wie folgt: du gehst zur Theke, wählst aus den verschiedenen Speisen aus, zahlst, bekommst einen Kochlöffel mit Nummer, sagst, wo du sitzt, holst dir Salat von der Salatbar, begibst dich wieder auf deinen Platz und nach einiger Zeit wird das Essen serviert. Mit Blick auf den Hafen genossen wir ein verspätetes oder frühes Mittag- oder Abendessen – wie auch immer – und schauten den Schiffen und den Möwen zu. Danach wanderten wir, diesmal mit Rückenwind, zurück zu unserem WoMo und schliefen wie die Murmeltiere bis zum nächsten Tag.
Da das Wetter es weiter gut mit uns meinte, blieben wir an der Küste und machten eine kleine Klippenwanderung. Wir parkten unser WoMo am Parkplatz bei Cliff Edge. Ein kalter Wind pfiff uns ins Gesicht, trotzdem wanderten wir entlang der Klippen, bewunderten die „Seven Sisters“ und „Beachy Head“. Mit roten Wangen und Nasen enterten wir unser Gefährt und ab ging es zu einem der vielen weißen Pferde, die an den Berghängen „eingeritzt“ wurden. Am Wanderparkplatz „Lillington Road“ leisteten wir brav wieder unser Obolus für den Wander-Parkplatz und machten einen Spaziergang zum besten Punkt, von dem aus das weiße Pferdchen sichtbar war. Nach einem kleinen Picknick war unser nächstes Ziel Brighton.
Da wir bei Städten frei stehen vermeiden, checkten wir im Brighton Caravan Club ein, liefen zu Fuß zum Bus und fuhren mit ihm mitten ins Stadtzentrum. Brighton, nicht weit von London gelegen, avancierte Mitte des 18. Jahrhunderts für höhere Stände zum Bade- und Kurort. Heute wird Brighton von Touristenmassen überschwemmt und besitzt von den Küstenorten den wenigsten Charme. Der Royal Pavilion, einst von George IV. als nobles Party-Ambiente erbaut, ist heute die Hauptattraktion. Durch die „Lanes“, den alten Gassen, kann man nett bummeln, der spätviktorianische Brighton Pier ist heute eher Rummelplatz. Nach unserem Stadtspaziergang tranken wir Kaffee gleich beim Brighton Dome, mit Blick auf den Royal Pavilion.
Da noch Zeit war, fuhren wir mit dem Bus Nr. 7 zur Brighton Marina und waren tief enttäuscht. Über den „Cliff walk“ wanderten wir zurück zum Campingplatz und schliefen müde ein.
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