Es muss so Ende Oktober gewesen sein, als uns liebe Freunde fragten, was wir denn zu Silvester und Neujahr denn so vorhätten. Sie führen nämlich ans Meer und ob wir denn mitkommen wollten.
Also kurz überlegt: Da wäre einmal das bereits fix gebuchte Konzert, das schon zur jährlichen Tradition gehört und bei dem man sich mit Freunden trifft, die man sonst das ganze Jahr nicht sieht und eigentlich und überhaupt gab es da zwar Pläne, die aber noch recht nebulos waren. Warum also nicht eine kleine Stippvisite ans Meer und Silvester mit lieben Freunden in netter Atmosphäre verbringen.
Frisch im Hotel Miramar angerufen, das letzte Zimmer ergattert und kurz nach Weihnachten konnte es losgehen.
Nach einer bequemen Anreise erwartete uns Opatija mit strahlendem Sonnenschein und milden 12 Grad Celsius.
Das ehemalige Abbazia, das seine touristische Hochblüte in den Zeiten der Österreichisch-Ungarischen Monarchie erlebte, liegt an der Kvarner-Bucht, nicht weit von Rijeka entfernt.
Berühmt wurde Abbazia nicht für seine Badequalitäten – es war das milde mediterrane Klima im Winter, das die gesellschaftliche Crème de la Crème hier in vollen Zügen genoss.
Aus dem kleinen Dörfchen mit seiner Abtei und den wenigen Fischerkaten entwickelte sich nach und nach ein damals mondäner „Curort“, der sogar durch Besuche von Kaiser Franz Joseph I. und Kaiser Wilhelm II. beehrt wurde.
Nachdem die Österreichische Südbahngesellschaft die Strecke Wien – Rijeka fertiggestellt hatte, entstanden Villen, Sommerhäuser, Sanatorien und Hotels, damit das anreisende Großbürgertum und der zahlreich anwesende Adel stilvoll residieren konnten.
Noch heute zehrt Opatija von den in historischem Neostil oder Jugendstil-Architektur errichteten Bauten, die, nach einem längeren „Dornröschenschlaf“, wieder liebevoll renoviert wurden oder werden und nach wie vor die Hauptanziehungspunkte des Ortes ausmachen.
An der 1911 fertiggestellten zwölf Kilometer langen Promenade reihen sich die Bauten wie Perlen an einer Kette und lassen die Bausünden der jüngeren Vergangenheit fast verblassen.
Ganz im Stil eines großen „Curortes“ durfte das Amüsement natürlich nicht fehlen. Bei Tanz, Theater und täglichen Kurkonzerten erholten sich die Schönen und Reichen und genossen die Erholung am Meer.
Genau diese Stimmung der vergangenen Tage will das Hotel Miramar einfangen und in die heutige Zeit transferieren. Das Hotel, an der Promenade Franz Josef I. und damit direkt am Meer gelegen, gehört zu den Hotels der Familie Holleis, die auch mehrere Betriebe in Österreich besitzt.
Die geschmackvoll und hell eingerichteten Zimmer sind in einzelnen Häusern untergebracht und bieten, je nach Kategorie, Meerblick oder einen Blick in den schön gestalteten Garten. Was uns bei den Zimmern besonders gefällt: Die Einrichtung ist hell und freundlich und beinhaltet alles, was zu einem angenehmen Aufenthalt nötig ist. Alle Zimmer sind mit Badezimmern ausgestattet, die über Badewanne und Dusche verfügen. Im separaten WC befindet sich ein Bidet – hier wäre eine zusätzliche Handtuchhalterung praktisch. Bei den Matratzen schieden sich unsere Geister. Die Herren der Schöpfung genossen den Härtegrad, die Damen hätten eine weichere Qualität vorgezogen.
Gegessen wird im Panoramarestaurant, in der Bar kann dann der Abend beschlossen werden. Die Sitzplätze für das Abendessen sind fix eingeteilt, beim Frühstück und zu Mittag ist freie Platzwahl. Wir hatten unseren Tisch im oberen, ruhigeren Bereich. Im unteren Bereich befindet sich auch die Bar und da kann es schon etwas lebhafter zugehen.
Ein Highlight stellt sicher der miteinander verbundene Innen- und Außen-Meerwasser-Pool dar, der es immerhin auf über 28° Celsius bringt.
Wer es wärmer liebt, kann den mit Süßwasser gefüllten Innenpool, der in einem der Häuser untergebracht ist, nutzen.
Zum gesunden Schwitzen lädt eine Saunawelt mit Finnischer Sauna, Dampfbad, Laconium, Kräutersauna und Infrarot-Kabine.
Ganz im Stil eines Kurhotels wartet ausgebildetes Personal im Wellness-Schlössl. Hier gibt es neben Massagen, Physiotherapie, Bädern und Packungen auch die Möglichkeit einer Thalassotherapie.
Natürlich können auch die verschiedensten Beauty-Anwendungen in Anspruch genommen, im Fitnessraum können überflüssige Kalorien auch bei Schlechtwetter abgearbeitet werden.
Für Interessierte gibt es Workshops, die die verschiedensten Gesundheitsthemen behandeln. Yoga steht ebenso am Programm wie die diversesten Vorträge über Ernährung oder Entspannungstechniken.
Im Sommer wartet neben dem Garten ein Felsbadestrand mit Liegen auf Sonnen- und Badehungrige.
Da in Opatija Parkplatz Mangelware ist, sind die vorhandenen Tiefgaragen nicht zu verachten. Kleiner Wermutstropfen: Da die Parkplätze mehr als eng angelegt sind, zuerst Beifahrer oder Beifahrerin aussteigen lassen, auf Zentimeter genau einparken und mit einer gewissen Akrobatik und viel Baucheinzug aussteigen.
Damit man trockenen Fußes sämtliche Häuser erreicht, sind alle Bereiche durch unterirdische Gänge erreichbar.
Wer eine Abmagerungskur plant, sollte ein anderes Hotel wählen, denn alles andere wäre reine Quälerei. Aufgrund der angebotenen „Genießer-Halbpension“ könnte man eigentlich, so man will, fast den ganzen Tag, bis auf eine kleine Verschnaufpause am Nachmittag, essen.
Nach einem soliden Büffetfrühstück stehen Mittags kleine Snacks, Salate und allerlei Schleckereien auf den Plan. Gekrönt wird der Tag dann am Abend durch ein opulentes 4-Gang-Menü, das durch ein Salat- und Käsebüfett ergänzt wird.
Die meist mediterran angehauchte Küche bietet viel Fisch und Meeresfrüchte, die Qualität der Speisen und der Geschmack sind vorzüglich. Die angebotenen Süßspeisen sind nicht nur eine Sünde wert – danach kann ja der Fitnessraum besucht werden.
Das Personal serviert die angebotenen Speisen mit Charme, erklärt die jeweils verwendeten Zutaten und bietet Beratung für eine passende Weinbegleitung.
Eigene Themenabende, die Regionen kulinarisch herausstreichen, runden das Angebot ab.
Allergien oder Unverträglichkeiten können sofort beim Einchecken bei der Rezeption deklariert werden und die Küche nimmt bei der Menügestaltung für den einzelnen Gast darauf Rücksicht.
Damit es im Urlaub nicht fad wird, werden Ausflüge in die nähere oder weitere Umgebung angeboten, Workshops und Seminare können gebucht werden, am Abend gibt es Live-Musik und Tanz.
In den letzten vier Jahren gibt es zu Weihnachten und in der Neujahrswoche ein spezielles Angebot, das besonders bei der hohen Zahl der Stammgäste äußerst beliebt ist.
Ganz im Stil des ehemaligen „Curortes“ wird ein eigenes Programm ausgearbeitet, das das Flair der vergangenen Zeiten in die Gegenwart holt.
In der festlich geschmückten Hotelhalle ist eine Weihnachtskrippe aufgebaut, hier finden dann auch Konzerte statt, die für Musikliebhaber und -liebhaberinnen absolut hörenswert sind.
Der Silvesterabend wurde diesmal mit einem Sektempfang eingeleitet, dem dann ein großes, 6-gängiges Silvester-Galadiner folgte.
Die Menüfolge wollen wir natürlich nicht vorenthalten:
– Gänselebermousse im Glas mit Apfel – Korianderconfit, Topinambur und Wachtel
Morchelessenz mit Perlhuhn – Pistaziennockerl
Langustine im Mandelkrokant mit Avocado – Mango – Gurkensalsa und Kokosschaum
Crèmesorbet von Rosé Champagner und Bergamotte
Souflliertes Milchkalb in Portwein – Trüffeljus mit Schwarzwurzelcreme, grünem Spargel und Nussgebäck
Schokoladen – Kaffee – Ganache mit Passionsfruchtcoulis und Ananas – Bananenragout
Nach all den Köstlichkeiten wurde der Casinotisch eröffnet, bei dem zwar um Jetons, aber nicht um Geld gespielt wurde. Wer zu gewissen Zeiten die meisten Jetons hatte, konnte nette Preise gewinnen – nun wir waren nicht dabei – unsere Jetons hatte schon längst die Bank kassiert.
Wer das Tanzbein schwingen wollte, konnte dies bei Live-Musik der Band „Parapluie“ in der Bar tun. Auf der Terrasse wurde fleißig Blei gegossen, wo auch Glühwein und Punsch ausgeschenkt wurden.
Bei der großen Ziehung der veranstalteten Tombola war für unsere Gruppe leider kein Hauptgewinn dabei. Aber eine Flasche Wein, ein nettes Gesellschaftsspiel, zwei Tafeln Schokolade und ein türkisfarbener „Miramar“-Regenschirm sind ja auch nette Gewinne. Außerdem hast du beim Loskauf die Gewissheit, dass der Erlös aus dem Verkauf einem guten Zweck zur Verfügung gestellt wird.
Pünktlich um Mitternacht erklang das Läuten der „Pummerin“ und auf den Terrassen am Meer galt „Alles Walzer“.
Wunderschön das darauffolgenden Feuerwerk, das den Himmel über dem Meer in eine Sternenlandschaft verwandelte.
Nach soviel Aktivitäten war der Hunger groß. Dieser konnte bei einem opulenten Mitternachtsbuffet gestillt werden. Neben Hummer, Austern, Meeresfrüchten wurde aufgefahren, was die Küche an Leckereien so hergab. Für Naschkatzen gab es einen Schokobrunnen, süße Schmankerl und frisch gebackene Krapfen, Gulasch- und Linsensuppe durften nicht fehlen.
Wer danach noch genügend Elan besaß, konnte die Kalorien beim Tanzen wieder etwas reduzieren.
Am Abend des 1. Jänners gab es ein Neujahrskonzert, bei dem beschwingte Melodien aus der Welt der Oper und Operette am Programm standen. Dargeboten wurden die Stücke von der Sopranistin Tanja Zelčić und dem Tenor Ivan Kruljac, begleitet wurden die Sänger von Igor Vlajnic am Klavier. Hervorragende Sänger, exzellente Begleitung – Künstler, deren Stimmen und Namen sicher noch öfter gehört werden.
Einen weiteren musikalischen Leckerbissen gab es dann am 3. Jänner. Bei einem Konzert bot unter der Leitung von Professor Peter Wächter das „Wiener Philharmonia Quartett“ Exquisites von Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Strauß Sohn und Johann Strauß Vater.
Am nächsten Tag war es Zeit Abschied zu nehmen. Die Heimreise war zwar entspannt, dauerte aber doch länger als geplant. Der Winter hatte Einzug gehalten und der Garten des Miramar wies eine dünne Schneedecke auf. Unser fahrbare Untersatz arbeitete sich brav durch den immer tiefer werdenden Schnee den Berg hinauf, noch ein kurzer Blick über Opatija und auf das Meer und schon ging es Richtung Autobahn. Das kurze Stück auf der kroatischen Autobahn legten wir im Kolonnenverkehr hinter dem Schneepflug zurück. Weiter ging es auf winterlicher Fahrbahn durch das tief verschneite Slowenien. Nach dem Erreichen der gut geräumten slowenischen Autobahn ging es dann flott dahin. Vor dem Wechsel verwandelte sich die Landschaft in einen weißen Wintertraum – der Reif hatte die Natur fest im Griff. Vor Wiener Neustadt zeigte der Winter, dass er auch in Österreich zu Hause ist. Schneefall begleitete uns bis nach Wien und beendete unseren Urlaub winterlich.
Resümee: Schönes, angenehmes Hotel, sehr gutes Programm, viele Möglichkeiten zu Aktivitäten, ausgezeichnete Küche, sehr gut ausgebildetes und freundliches Personal. Kleiner Wermutstropfen: Das Service beim Frühstück ist doch etwas verbesserungswürdig. Gerade Kleinigkeiten stören den hoch positiven Eindruck.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.