AZ Wien – Die Stadt des Kindes: Vom Scheitern einer Utopie

Foto: Architekturzentrum Wien; Beschreibung: Sammlung Anton Schweighofer, Stadt des Kindes, Freiraum Gestaltung, Wilfried Kirchner, Wien 14, 1969-1974
Noch heute stehen die späten 60er und die frühen 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts für Umwälzung, Protest und hinterfragen der konservativen Werte.

Man sehnte sich nach Veränderung, wollte die Fesseln des Althergebrachten abstreifen, strotzte vor neuen Ideen und wollte die Welt von Grund auf humaner gestalten.

In der Pädagogik suchte man neue Wege und wollte bei der Betreuung von gefährdeten Kindern und Jugendlichen nicht nur auf Verwahrung und Versorgung setzen, sondern ein partnerschaftliches Verhältnis in den Vordergrund stellen.

Aufgrund der neuen pädagogischen Ansätze wurde aus Anlass des 50. Bestandsjubiläums der Republik Österreich der Bau der „Stadt des Kindes“ beschlossen. Auf einem rund 48.000 Quadratmeter großen Grundstück sollte eine „Stadt in der Stadt“ entstehen, die sämtliche Infrastruktur beinhaltete.
Die nach Plänen von Anton Schweighofer errichtete Stadt des Kindes wurde im Jahre 1974 offiziell eröffnet und gehörte damals zu einem herausragenden Beispiel moderner, sozial ausgerichteter Architektur.

Ab 1995 setzte man in der Kinder- und Jugendbetreuung auf eine dezentrale Unterbringung und Großanstalten wurden sukzessive geschlossen.

Betroffen davon war auch die „Stadt des Kindes“, die 2002 ihren Betrieb einstellte. 2008 begann man mit dem Abriss, der erst nach weiten Protesten gestoppt wurde. Die noch erhaltenen zwei Familienhäuser, das Hallenbad und der Turnsaal wurden in eine neu entstandene, von den Architekten Walter Stelzhammer und Peter Weber geplante Wohnhausanlage integriert.

Bis zum 28. Mai 2018 bietet das Architekturzentrum Wien eine umfassende Ausstellung, die die damals wegweisende Architektur dieser Ikone der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts in den Mittelpunkt stellt.
Zahlreiche Objekte, die durch Notbergungen erhalten werden konnten, zeigen den unmittelbaren Bezug von Architektur und sozialpolitischen Zusammenhängen auf.

Fotos und Filme, die das Leben in der „Stadt in der Stadt“ dokumentieren, ergänzen die hochinteressante Ausstellung.

Die Stadt des Kindes: Vom Scheitern einer Utopie
SammlungsLab #2
bis 28. Mai 2018
Täglich von 10:00 bis 19:00 Uhr
Architekturzentrum Wien – Galerie
Museumsplatz 1, 1070 Wien

www.azw.at