Mythen über Mythen – Unsere Augen und Sehfähigkeit

Ist zwar schon eine halbe Ewigkeit her, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, dass meine Großmutter ganz entsetzt reagierte, wenn wir Kinder einen „Schielwettbewerb“ starteten.

„Ihr hört sofort damit auf, es bleiben Euch sonst die Augen stecken“ war ihre Drohung. Na ja, folgsam wie wir waren, hörten wir natürlich sofort damit auf und ab sofort wurde der Wettbewerb nur dann durchgeführt, wenn kein Erwachsener in der Nähe war.
Die Augen sind uns nicht steckengeblieben und unbewusst erhöhten wir dadurch auch noch die Kontrollmöglichkeiten über unsere Augenbewegungen.

Aber nicht nur, dass das absichtliche Schielen zum Steckenbleiben der Augen führt ist ein Mythos, es halten sich auch hartnäckig Binsenweisheiten rund um unser Sehorgan, deren Einhaltung sogar schädlich sein können.

Ein absoluter Irrglaube besteht darin, dass das Tragen einer Brille die Augen faul macht. Da Sehschwächen nicht einfach nur „wegtrainiert“ werden können, so Bundesinnungsmeister der Augen- und Kontaktlinsenoptiker, Markus Gschweidl, ist das Tragen eines genau auf die Person abgestimmten Brille nötig, um Überanstrengungen des Auges zu vermeiden.

Noch so ein Mythos, der zu Augenschäden führen kann, ist der, dass Kinder keine Sonnenbrillen brauchen. Gerade im jugendlichen Alter und in Kindheitstagen ist das Tragen einer Sonnenbrille, die vor UV-Strahlen schützt unbedingt erforderlich, da im schlimmsten Fall irreversible Schäden an der Netzhaut auftreten können. Laut Gschweidl weist das Auge im jungen Alter kaum Eigenschutz gegenüber UV-Strahlen auf! So dringen im ersten Lebensjahr bis zu 90 Prozent der UVA- und über 50 Prozent der UVB-Strahlen bis zur Netzhaut vor. Erst mit rund 25 Jahren sind die Augen in der Lage, so der Experte weiter, einen Teil der UV-Strahlung zu absorbieren“.

Und wenn wir schon bei Sonnenbrillen sind. Sie sehen ja schick aus, die dunkel getönten Sonnenbrillen, die einen Hauch von Glamour verbreiten. Aber die Tönungsintensität sagt nichts über die Höhe des UV-Schutzes aus und dunkle Gläser ohne UV-Schutz lassen UV-Strahlen ungefiltert durch die Pupille eindringen und schützen nicht vor Blendung. Also Augen auf beim Kauf von Sonnenbrillen und auf das CE-Zeichen oder das UV-400 Zeichen setzen, die Qualitätsmerkmale für 100-prozentigen UV-Schutz sein sollen.

Ein eklatanter Irrtum hält sich aber auch bei Kontaktlinsen, dass diese den gleichen Schutz wie gute Sonnenbrillen bieten, da die Linse im Gegensatz zur Brille nicht den ganzen Teil des Auges abdeckt und die Bindehaut ungeschützt bleibt. Und wer will schon Grauen Star, altersbedingte Makula-Degeneration oder Tumore und sogar Erblindung herbeiführen.

Aber es gibt auch Mythen, die der Wahrheit entsprechen. So kann Tageslicht und in die Ferne schauen schon ab Kindesalter der sich ausbreitende Kurzsichtigkeit entgegenwirken. Bereits zwei Stunden täglicher Aktivitäten im Freien sollen dazu beitragen, den meist in der Kindheit zu sehr in die Länge gewachsenen Augapfel und damit die Zunahme der Kurzsichtigkeit zu vermeiden.

Traurig, aber wahr ist auch, dass Corona eine Teilschuld daran trägt, dass Kurzsichtigkeit während dieser Zeit enorm zugenommen hat. Breit angelegte wissenschaftliche Studien belegen, dass Kinder und Jugendliche weit mehr Zeit als sonst vor dem Bildschirm verbrachten, sich weniger im Freien aufhielten und so sich das Risiko für Kurzsichtigkeit im Erwachsenenalter erhöhte.

Da wir aber „Gutes Sehen“ ernst nehmen, pilgern wir jährlich zum Seh-Check, lassen uns optimal beraten und erhalten damit die Sehfähigkeit unserer Augen, ganz abseits von jeglichen Mythen.

Foto: Faktencheck Augen, ©Himmelhoch

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